Jul 072014
 

Ich habe gestern Nacht lange nicht einschlafen können, weil wir doch immer wieder ganz schön durchgeschüttelt wurden. Immer wenn ich am einschlafen war, kam eine Böe und hat wieder unheimlich gerüttelt. Irgendwann hat es mich doch hinweggerafft. Als wir heute früh um halb 8 aufgewacht sind, war der Spuk wirklich vorüber. Es war blauer Himmel und nur noch ein wenig Wind, allerdings lagen überall Laub und Äste, vereinzelt waren auch entwurzelte Bäume zu sehen. Nach dem Frühstück sind wir noch zum Duschen gegangen, haben die Tanks entleert und noch bei der Tante angerufen. Danach sind wir zur Fähre. Dort ging alles ganz glatt, wir haben unsere vorgebrachten Tickets erhalten und sind in unserer Wartereihe das erste Fahrzeug gewesen. Wir waren auch zeitig dran, es war kurz nach 10, um 11 sollten wir spätestens da sein und um 12 sollte die Fähre ablegen. So konnten wir noch das Treiben am Fährterminal beobachten. Heute war besonders viel los, da viele Jugendliche von ihren Eltern abgegeben wurden. Alle schön in Kadettenuniform. Das ist eine Jugendorganisation, die von der Armee gesponsert wird und offensichtlich der Nachwuchswerbung dient. Naja, Matilda will da mal nicht hin, hat sie jedenfalls gesagt. Das Beladen der Fähre geht flott voran, wir kennen das Prozedere ja schon aus dem Westen. An Board gab es eine Kinderbetreuung und unsere wollte da auch unbedingt hin. Auch ist gut, denn außer ihr war nur ein anderes Mädchen dort. Die Sprachbarriere war offensichtlich keine, denn sie hat gemalt, Knetmasse gespielt und ferngesehen. Wir haben in der Zwischenzeit einen Bürger gegessen und gelesen. Zum Essen ist sie auch noch mal kurz gekommen um danach ganz geschäftig wieder zu verschwinden.

Nach dreistündiger Fahrt sind wir in Digby angekommen, jetzt sind wir wieder in Nova Scotia. Wir sind gleich aufs Dickby-Neck, eine langgestreckte Halbinsel gefahren um am Whale Cove Campground noch einen Platz zu bekommen. Wie immer auf unsere heurigen Reise war es kein Problem einen Platz zu bekommen. Der Platz ist sehr schön, und die Besitzerin ist, als würden wir uns schon ewig kennen. Sie hat uns alle verfügbaren Plätze gezeigt und die Besonderheiten des Platzes erklärt. Wegen des Sturms haben sie hier immer noch keinen Strom, daher konnten wir noch nicht zahlen, da das Kreditkartengerät natürlich Strom braucht, die guten alten Ritsch-ratsch gibt es wohl nicht mehr. Das schien für sie aber kein Problem zu sein. Man konnte dort auch lebende Hummer kaufen, 6 Dollar das Pfund. Hm, das wäre ja schon verlockend, aber selber kochen, da hatten wir schon Skrupel. Wir haben dann erst mal einen Spaziergang zum Meer gemacht. Gute zehn Minuten die Schotterstraße weiter. Gleich zu Beginn hat sich ein Hund zu uns gesellt und wollte unsere Aufmerksamkeit erregen, indem er immer Steine aufgehoben hat und sie uns brachte. Er hat uns wirklich bis hin und auch wieder zurück begleitet. Auf dem Weg hat Manu natürlich wieder eine „Schlange“ gesehen. Diesmal war es aber wirklich eine zehn Zentimeter lange Blindscheiche. Am Meer haben wir ein paar Fotos gemacht und sind dann wieder zurück. Am Campingplatz war noch immer kein Strom, bezahlen war also immer noch nicht möglich, dafür haben wir uns zwei Lobster bestellt. Sie mussten nur erst geholt werden, da ja ohne Strom das Lobsterbecken auch nicht funktioniert. Meine geäußerten Bedenken, dass wir sowas noch nie gemacht hätten, zerstreute die Campgroundbesitzerin sofort. „Wir zeigen euch das, ihr bekommt auch einen Topf“. Keine zehn Minuten später kam sie mit zwei Burschen in einem Topf und zwei Nussknacker bekamen wir auch noch dazu. Sie erklärte, wie man sie zubereitet und wie lange es dauert. Die zweifelhafte Ehre des Doppelmordes wurde mir zuteil. Aber um es kurz zu machen, es geht wirklich schnell, ich hatte nicht das Gefühl, dass die beiden lang Leiden mussten. Ich sehe auch schon noch einen Unterschied zwischen einem Wirbeltier und einem Wirbellosen, ersteres könnte ich auch nicht selbst umbringen. Sie waren wieder lecker. Und da sie jeder nur ein Pfund hatten, haben wir für beide nur 12 Dollar bezahlt. Nach dem Essen haben wir gleich den Abwasch gemacht, danach hab ich den Topf und die Nussknacker zurückgebracht und konnte endlich zahlen. Nein, der Strom geht immer noch nicht, aber sie haben ihren Generator angeworfen. Zum Glück sind wir im Camper autark. Während Manu Matilda ins Bett gebracht hat, bin ich nochmals runter zum Meer um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Leider war kurz vor dem Horizont ein Wolkenband, schön war es trotzdem. Zurück im Wohnmobil habe ich scheinbar einen ganzen Schwung Moskitos mit reingebracht. Wir haben beim Lesen bzw. Berichtschreiben an die 20 erschlagen. Ja, das Tierreich schlägt zurück und rächt sich scheinbar für den Doppelmord.
Bis morgen, liebe Interessierte.