Jul 052014
 

Heute Nacht hat es einmal getröpfelt und in der Früh war es bedeckt, so dass etwas kühlere Luft ins Wohnmobil gekommen ist. Es war wieder 8 Uhr, als wir aufgestanden sind. Wie geschrieben, war unser Stellplatz für einen PP eher unspektakulär, direkt an einem Zaun, hinter dem eine Straße vorbeiführte. Gut, da treibt es uns natürlich nicht nach draußen zum Frühstücken. Dementsprechend leicht fällt uns der Abschied und wir steuern die Bay of Fundy an, genauer gesagt, die Hopewell Rocks. Auf dem Weg dorthin ist das Wetter komischerweise immer besser geworden; auch nicht schlecht, da wir dort ja eh eine kleine Wanderung machen möchten. Man kann dort nämlich bei Ebbe eine steile Treppe hinabgehen und auf dem dann freiliegenden Meeresgrund umherlaufen. Die Gezeitentabelle für heute sagte, dass der niedrigste Stand um 11:59 Uhr erreicht sein wird. Perfekt getimed waren wir um 11 Uhr auf dem Parkplatz. Dann kam eine unangenehme Überraschung: es wird tatsächlich Eintritt verlangt. 9 Dollar von uns, Matilda ist gerade noch kostenlos. Eigentlich eine riesen Frechheit. Mir geht es da nicht um die 18 Dollar, es ist Natur, für die da Eintritt verlangt wird. Das haben wir in anderen Provinzen noch nicht erlebt. Egal, wir wollen es sehen. Nach einem gut zehnminütigen Spaziergang, ein Shuttleservice für die Fehlernährten kostet nochmal extra, erreichen wir die Treppe hinunter zum Meeresboden. Der Unterschied des Wasserstandes beträgt nun 16 (!) Meter. Es ist wirklich beeindruckend.

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Wir halten uns dann knappe drei Stunden dort unten auf und machen jede Menge Fotos. Auf viele Fotos muss man etwas länger warten, da sie halt ohne Besucher wesentlich besser wirken. Es ist aber ordentlich was los auf dem Meeresgrund. Je weiter weg man sich von der Treppe bewegt, desto ruhiger wird es, die meisten sind einfach zu faul (oder schlicht nicht in der Lage) mehr als 50 Meter ohne Verbrennungsmotor zurückzulegen. Das Wetter hätte besser nicht sein können, einige Wolken, dazu teilweise etwas Nebel, der durch die Sonneneinstrahlung auf den feuchten Meeresboden entsteht. Als wir wieder hinaufsteigen kommt das Wasser schon merklich zurück. Oben ist noch ein Interpretive Center und zwei weitere Aussichtspunkte, die wir auch noch für Fotos nutzen. Am Interpretive Center ist noch ein Spielplatz, auf dem sich Matilda auch noch austoben darf.

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Wir haben beschlossen weiter bis Saint John zu fahren und von dort die Fähre nach Digby in Nova Scotia zu nehmen, das spart 600 km Autofahrt. So traurig es klingt, aber heute in einer Woche ist der Spaß schon wieder vorbei und wir treten die Heimreise nach Deutschland an. Aber Eins nach dem Anderen: sehen wir es positiv, wir haben noch eine Woche hier in diesem schönen Land. Die Weiterfahrt ist landschaftlich auch sehr schön, am Straßenrand sieht man braune Flußbette, die durch die Ebbe fast trocken liegen, erst bei Flut drückt das Meer das Wasser zurück. In Alma tanken wir nochmal, aber nicht voll, da die dort eine derartig lahme Pumpe in der Zapfsäule haben, dass schon die 75 Liter an die 10 Minuten brauchen. Zu allem Überfluß muss man die Zapfpistole ständig festhalten, da der Arretiermechanismus nicht funktioniert. Nach Alma beginnt der Fundy Nationalpark, wir nutzen einen Aussichtpunkt zum Fotografieren. Unten drückt der Nebel herein und es sieht aus, als wären wir weit über den Wolken. Auch so ist der Nationalpark sehr schön, die Vegitation erinnert uns an den Banff NP, nur fehlen hier die Rockies. 😉

Als wir den Park verlassen werden auch schlagartig die Straßen schlechter. Offiziell sind 80 km/h erlaubt, die man aber nie und nimmer fahren kann, da derart viele Frostschäden und Schlaglöcher vorhanden sind. Nach einer Weile beginnt aber wieder der Highway und dort kann man die zugelassenen 110 km/h auch fahren. In Sussex fahren wir kurz ab und machen eine kurze Kaffeepause, bis Saint John, unserem Ziel sind es dann nur noch gute 50 Kilometer. Dort wollen wir auf dem privaten Campingplatz im Rockwood Park übernachten und morgen Mittag die Fähre nach Digby nehmen. Tja, es bleibt bei dem frommen Wunsch, denn durch das angekündigte Unwetter sind alle Fährverbindungen am Samstag gestrichen. Wir beziehen also unseren Campingplatz und ich mache mich auf die Suche nach einer Telefonzelle um einen Platz auf der nächsten Fähre zu buchen, denn wenn die beiden Samstagsfähren nicht fahren, wird der Andrang am Sonntag nochmal so groß sein. In einem Visitor Information Center frage ich nach einem öffentlichen Fernsprecher und der nette Typ lässt mich von seinem Arbeitsplatz aus mit der Fährgesellschaft telefonieren. Die Verbindung ist aber echt mies oder das Headset meiner Gesprächspartnerin so kaputt, dass ich sie nur sehr leise höre. Schlußendlich gelingt es mir für zwei Erwachsene und ein Kind und einen Truckcamper eine einfache Fahrt von Saint John nach Digby am Sonntag um 12 Uhr zu buchen, inklusive buchstabieren unseres Familiennamen, aller unserer Vornamen und der Maße unseres Campers. Puh, das war eine schwere Geburt, ich bekomme noch eine Buchungsnummer. Zurück bei den Mädels, machen wir noch unser Abendessen. Heute grillen wir Rindersteak, Bacon und anschließend noch Würstel, weil wir so einen Appetit haben. Dazu gibt es leckeren gemischten Salat. Mir fällt dann siedend heiß ein, dass bei der schlechten Verständigung vielleicht ein Fehler passiert ist und wir unter Umständen am Sonntag bei der Fähre stehen und keiner weiß etwas von der Buchung. Ich schreibe also eine Mail an die Fährgesellschaft und bitte um eine Bestätigung meiner Buchung. Pling, ich bekomme prompt eine automatische Abwesenheitsnachricht, dass das Büro vom 4. bis 7.7. nicht besetzt ist. Na prima! Also nochmal anrufen, sicher ist sicher. Ich mache einen Verdauungsspaziergang, da das Visitor Information Center jetzt natürlich schon zu hat. Ich laufe 15 Minuten, ohne ein Telefon zu finden, also kehre ich um. Auf dem Campingplatz ist bei den Duschen, keine 2 Minuten von unserem Stellplatz entfernt, eine Telefonzelle. Es ist ja nicht so, dass ich vorher nicht auf dem Plan des Campingplatzes nachgeschaut hätte, ob es ein Telefon gibt, es war nur nicht eingezeichnet. Egal, ich erreiche jemanden, schildere meine Befürchtung, gebe ihm meine Emailadresse und noch bevor ich aufgelegt habe macht es Pling und die Bestätigung ist da. Na also, geht doch, jetzt können wir beruhigt schlafen und den morgigen Tag nutzen um zu Waschen und etwas in Saint John umherzustreunen, wenn es nicht zu stark regnet, denn danach sieht es immer noch nicht aus, es ist sonnig und freundlich. Auf dem Satellitenbild ist das Ungemach aber deutlich zu sehen, es dreht sich bedrohlich über dem Nordosten der USA und das ist bekanntlich nicht weit weg. Wir genießen den Abend bei einem Gin Tonic und lesen/schreiben. Die Regenmäntel liegen bereit, die Luken vom Wohnmobil bleiben heute Nacht zu und die Markise drin, wir sind sturmfest. Gute Nacht Deutschland, ich geb morgen Bescheid, wie es aussieht.